Freitag, 24. April 2020

Story Friday 17

Seid gegrüßt,

na wer hätte das gedacht. Ich bin wieder in der Freitags Spur. XD
Ich hoffe es geht Euch allen gut. Mir selber geht es gut, ja, ich habe die "freie Zwangszeit" genutzt mich mit meiner Wohnung auseinander zu setzen.
Daher habe ich auch nichts Neues geschrieben und wollte Euch ein älteres Werk präsentieren, das ich mal für eine liebe Bekannte geschrieben habe. Leider ging der Kontakt irgendwann verloren.
Ihr ging es damals nicht gut und ich habe spontan eine kurze Geschichte zur Aufmunterung geschrieben.
Sie ist Fantasy Fan und mag Ciruelo, von dem auf das Bild da unten stammt. Ein sehr begnadeter Künstler, wie ich finde.
Ab jetzt nehme ich auch wieder 3 Wörter an und schreibe wieder. Wenn Ihr also dabei sein möchtet, schreibt mir 3 Wörter in die Kommentare und ich setze sie um.

Viel Spaß beim Lesen.




Crystallion



Schwer atmend öffnete er die Tür. Langsam ging er ins Freie. Es war Nacht. Seine Kleidung wurde spielend vom Wind erfasst. Die Tür fiel wieder ins Schloss. Seine Hand ergriff einen Stuhl, den er unter die Klinke der Tür klemmte um sie zu blockieren. Dann ging er bis zu einer Brüstung. Sein Blick fiel in die Tiefe. Er stand auf dem Dach eines Hochhauses, um ihn herum die Lichter einer Großstadt. Ein Flugzeug von einem nahe gelegenen Flughafen flog über ihn hinweg und leuchtete kurz im Licht einer Leinwand auf.

Für einen Moment verharrte er an der Brüstung, dann stieg er kurzentschlossen auf sie. Ein plötzlicher Windstoß erfasste ihn. Es gelang ihm, so gerade sein Gleichgewicht zu halten.

Kurz wunderte er sich über den Windstoß, da das Flugzeug schon weit weg war, dann hatte er ihn schon vergessen. Er breitete seine Arme aus und blickte in die Tiefe.

„Was hast du vor?“ fragte jemand hinter ihm. Eine ungewöhnlich sanfte Stimme. Er drehte sich verwundert um, da er ja die Tür blockiert hatte und erschrak. Vor ihm stand ein sehr großes Wesen. Ein schimmerndes Weiß welches sogar die Nacht übertraf umgab es. Zwei mächtige Flügel bedeckten einen Großteil des Daches. Und doch ging eine angenehme Ausstrahlung geht von dem beeindruckenden Wesen aus.

Er war sprachlos. Ein weißer Drache. Es war ein weißer Drache. Sowas gab es doch nicht! Höchstens im Aberglaube!

„Hat es dir die Sprache verschlagen, Mensch?“ ertönte die Stimme etwas amüsiert. „Es ist schon seltsam. So reagieren alle Menschen auf mich.“

Ein leichtes Bedauern schwang in der Stimme mit. Der Drache bewegte sein gewaltiges Maul beim Sprechen nicht. Es war, als würde die Stimme in seinem Kopf ertönen.

„Nun?“ fragte der Drache.

„Wer... wer bist du?“ stammelte er.

„Man nennt mich Crystallion. Und du?“

„Ich heiße Gilbert.“

„Und warum machst du zu dieser Zeit solche Dummheiten? Es geht sehr tief runter.“

„Das soll es auch.“

„Warum?“

„Ich habe Krebs!“

„Das ist jene Krankheit mit der ihr Menschen noch nicht fertig werdet. Deiner Kleidung nach bist du ziemlich wohlhabend. Warum genießt du das Leben nicht noch?“

„Ich will nicht auf den Tod warten.“

„Ist diese Krankheit denn schon bösartig?“

„Nein. Ich habe es heute erfahren.“

„Na da gibt es doch noch immer Hoffnung. Es gibt doch Therapien.“

„Unwahrscheinlich, dass es hilft.“

„Warum?“

„So lange, wie es diese Krankheit schon gibt. Und überhaupt, ich habe meine Hinterlassenschaft schon geregelt.“

Crystallion schüttelte den Kopf. „So hoffnungslos, kleiner Mann?“

In diesem Moment nahm der Wind zu. Gilbert ruderte mit den Armen und verlor das Gleichgewicht. Er fiel von der Brüstung und stürzte in die Tiefe.

Er sah den Boden näher kommen. Doch zum Aufprall kam es nicht. Er landete weich auf Crystallion.

„Halte dich gut fest.“ sagt sie. Er gehorchte. Gilbert zitterte am ganzen Körper. Der Schock saß tief. So leicht stirbt es sich doch nicht. Crystallion flog durch die Nacht. Ihr Flug ging  durch die Hochhausschluchten der Großstadt. Die Lichter verliehen dem Flug einen fast überirdischen Glanz. Gilbert fühlte den kühlen Nachtwind in sein Gesicht schlagen.

 Es war sehr angenehm. Es war ein fast unbeschreiblich schönes Erlebnis für ihn. Er vergaß für den Moment seine Krankheit.

„Nun. Wie ist es?“ fragte Crystallion.

„Fantastisch. Sag mal, hast du keine Angst, von den Menschen gesehen zu werden?“

„Sie sehen mich nicht.“

„Wie?“

„Nur du kannst mich sehen. Glaub mir.“

„Ich verstehe.“

Crystallion landete wieder auf dem Dach des Hochhauses und er stieg ab.

„Überdenke deine Entscheidung im Angesicht der Lichter unter dir.“ sagte sie.

„Es gibt immer Hoffnung?“ fragte er.

„Immer!“

Gilbert sah den weißen Drachen an. Dann schaut er über die Brüstung.

„Es gibt immer Hoffnung?“ fragt er.

„Immer!“ Crystallion nickt.

„Klarissa. Meine Frau. Ich kann sie nicht so zurücklassen.“

Gilbert drehte sich zu Crystallion um. „Ich kann ihr das nicht antun. Ich bin ein Idiot.“

Er schüttelt den Kopf. „Ich will leben.“ Seine Stimme klang überzeugt.

„Leben ist zu kostbar, um es wegzuwerfen. Nun lebe wohl. Ich muss dich jetzt verlassen.“

Crystallion breitete ihre Flügel aus.

„Danke.“ sagte Gilbert. „Danke für alles.“

Crystallion erhob sich und flog davon.

Gilbert sah ihr nach. Dann ging er zu der Tür. Er verspürte Sehnsucht nach Klarissa. Sie wartete sicherlich auf ihn. Er nahm den Stuhl wieder weg und ging zurück ins Treppenhaus.

Hinter ihm fiel die Tür ins Schloss.



Ende


Ich wünsche Euch einen schönen Abend und ein angenehmes Wochenende.
Bleibt gesund.

Euer
Olli

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