heute mal mit nur einen Tag Verspätung, der neue Story Friday.
Diese Geschichte habe ich vor sehr vielen Jahren als Jugendlicher geträumt und sie später als Erwachsener nieder geschrieben, anhand von Notizen die ich gemacht hatte.
Manchmal, nach intensiven Träumen, mache ich mir immer noch Notizen und schreibe sie als Geschichte nieder.
Elemente in Träumen spiegeln sich aus real gesehenen oder erlebten Dingen ab.
So auch bei mir.
Das Haus des Vergessens
Langsam öffne ich meine Augen. Es ist kalt und es beginnt zu
dämmern. Ich befinde mich in einem Wald. Die Bäume stehen sehr dicht
beieinander. Meine Sicht ist sehr beschränkt. Es wird beängstigend schnell
dunkel. Ein Regentropfen trifft mein Gesicht und es wird langsam immer kälter.
In unmittelbarer Nähe höre ich es donnern und grollen. Da sehe ich einen
schwachen Lichtschimmer zwischen den Bäumen. Schnell bewege ich mich in
Richtung des Lichtes. Inzwischen ist es beinahe ganz dunkel und der Regen
stärker geworden. Plötzlich erhellt ein Blitzschlag die Nacht. Für eine Sekunde
erkenne ich den Umriss eines Hauses. Ich erstarre. Es hat das Aussehen eines
alten englischen Adelshauses. Schnell öffne ich die Tür und trete ein. In
diesem Moment öffnet der Himmel alle seine Schleusen. Das Unwetter bricht jetzt
ganz los. Die Tür fällt hinter mir zu. Kerzen und Öllampen erhellen den
Vorraum. Als Erstes fällt mir das Portrait neben der großen Treppe auf. Es
zeigt eine junge Frau in einem Adelsgewand. Eine mit Edelsteinen besetzte Kette
ziert ihren Hals. In ihrer rechten Hand hält sie eine Rose. Für einen Moment
habe ich das Gefühl, dass sie mich anlächelt. Schnell wende ich mich ab und
hole tief Luft. Es wird immer unheimlicher.
Ich begebe mich in den Nebenraum. Es ist ein großer
Tafelraum. Ein langer Tisch steht in der Mitte. Auf ihm stehen zwei
Kerzenleuchter mit je fünf brennenden Kerzen. Antike Möbel verleihen dem Raum
einen nostalgischen Eindruck. Überall ist eine dicke Staubschicht. Doch das
kann doch nicht sein. Wer hatte all die Kerzen und Lampen angezündet? Auch im
Staub sind keine Spuren zu sehen. Außer den meinen. Ich verlasse den Raum und
schaue mich weiter um.
Die anderen Räume sind mehr oder weniger Wohnzimmer,
ausgestattet mit Bücherregalen und anderen Möbelstücken. Auch dort ist überall
Licht und Staub. Ohne Spuren. Draußen knallt das Gewitter erneut. Und so gehe
ich die große Treppe nach oben. An der Wand hängen Waffen. Degen, Dolche und
Duellpistolen. Ich begebe mich in den ersten Raum zu meiner Linken. Als ich die
Tür geöffnet habe fühle ich einen kalten Lufthauch. Langsam trete ich ein. Das
Erste, was ich sehe ist ein Bett. Dann den Kosmetiktisch mit dem großen
Spiegel. Davor sitzt jemand. Jetzt bemerke ich, dass in diesem Raum kein Staub
ist. Die Person auf dem Stuhl steht auf und dreht sich um. Meine Augen weiten
sich. Es ist die Frau von dem Bild. Sie lächelt. Ich bringe kein Wort über
meine Lippen, bin wie erstarrt. In ihrer rechten Hand sehe ich eine Rose.
Langsam kommt sie auf mich zu. Ich möchte zurückweichen, doch ich bin wie
gelähmt.
Dann hat sie mich erreicht und schaut mich an. Ein Blitz
erhellt zusätzlich kurz den Raum. Für einen Moment scheine ich durch sie
hindurch schauen zu können. Doch das ist bei diesen Lichtverhältnissen sicher
eine Täuschung. Sie hebt die Hand mit der Rose und hält sie mir hin. Ich
zögere. Ich weiß nicht was ich tun soll. Sie schaut mich mit ihren himmelblauen
Augen an. Irgendwie erkenne ich dort Trauer. Ich nehme die Rose. Dabei schaue
ich ihr tief in die Augen. Die Traurigkeit ist verschwunden. Die Traurigkeit
ist der Freude gewichen. Plötzlich fängt die Frau an zu leuchten. Ein fast
überirdischer Glanz umhüllt sie. Es ist unbeschreiblich. Da beginnt sie
durchsichtig zu werden. Mir wird immer kälter und kälter. Ich schrecke zurück
und reiße die Hände hoch. Da spüre ich Regen. Das Haus ist weg, ich stehe im
tiefsten Wald.
Mit einem Aufschrei schrecke ich hoch. Ein Traum. Es war
alles nur ein Traum. Tief Luft holend mache ich die Nachttischlampe an. Ich
erstarre. Langsam lasse ich meine Hand über meine Bettdecke gleiten. Bis sie
eine Rose fühlt.
Ende
24.09.1997
Habt ein schönes Wochenende.
Euer
Olli
Ich weiß nicht, ob das eben mit meinem Kommentar geklappt hat, deshalb noch einmal:
AntwortenLöschenSchöne, unheimliche Geschichte, Wyvern.
Sie würde auch gut (mit dem Bild) in ein Spiel passen ;)
Beste Grüße,
Lucia
Beim ersten Mal nicht, aber beim zweiten Mal. :-)))
LöschenDankeschön. Das Haus habe ich vor 2 Jahren in der Abenddämmerung in einen kleinen Ferienort nahe der Ostsee fotografiert. Es war verlassen und auch interessant von innen anzusehen.