ich habe bewusst den Story Friday nochmal auf Sonntag geschoben. Bei dem was ich heute starten wollte, habe ich technische Probleme, daher verschiebt sich das nochmal.
Aber ich habe etwas Besonderes heute.
Ich bin im Besitz eines großen Buches aus dem Jahre 1878. Ein Bahnmitarbeiter hat das in den Dielen auf seinen Dachboden gefunden und es mir vor 8 Jahren für einen kleinen Betrag überlassen.
Es ist faszinierend. Im Grunde genommen ist es sowas wie eine Ansammlung von Magazinen, gebunden zu einen Buch. Und es hat Anzeigen, wie z.B. Jobanzeigen von 1878.
Sich nach all dieser Zeit vorzustellen, wie das damals war, gibt mir immer noch eine Gänsehaut.
Damals habe ich eine Kurzgeschichte geschrieben, ganz spontan, welchen Weg das Buch gegangen sein könnte. Hier die Geschichte und im Anschluss 2 Fotos vom Buch.
Das Buch
Nachdenklich schaute er 1878 auf das große gebundene Buch. Eigentlich war es nicht einfach nur ein Buch,
es war viel mehr. Es war eine Zeitungssammlung "Über Land und Meer."
Ein Geschenk seiner Frau, sie doch wusste wie gerne er liest. Ein Zischen ertönte und er drehte sich um.
Die Dampflok erreichte den Bahnhof Warendorf und kurz darauf stieg er ein.
Einige Zeit später saß er in seinen Abteil und war am Lesen, doch die
Müdigkeit der kurzen Nacht ließ ihn sehr bald einschlafen.
So bemerkte er nicht wie das Buch auf seinen Schoß vorsichtig weggenommen
wurde und am nächsten Bahnhof Münster den Zug verließ. Am späten Abend wurde
das Buch wieder geöffnet und gelesen. Helles Gelächter einer Frau bei den
Humorbildern und so verbrachte das Buch viel Zeit in Münster, zumeist in einen
Schrank, wo es erstmal vergessen wurde.
4 Jahre später 1882 wurde das Buch aus den Schrank geholt und einen Mann
überreicht, der über das ganze Gesicht strahlte. Er liebte "Über Land und
Meer" und nahm das Buch mit in eine kleine Gemeinde mit Namen Stukenbrock.
Dort verweilte das Buch die nächsten Jahre und 1899 wechselte es wieder den
Besitzer, dieses Mal zu Weihnachten.
Die alte Dame lächelte und saß in ihren Schaukelstuhl, las darin und
genoß die letzten Stunden bis zum Jahrtausendwechsel eine Woche darauf.
Stolz zeigte die Frau ihren Enkelkindern das Buch, die darin
abgebildeten Bilder, noch vollkommen handgezeichnet. Sie lachte herzhaft und
die Kinder liebten das Buch, da auch Bildern von Märchen wie Rotkäppchen in
behalten waren.
Alsbald betrat sie ein Schiff, so groß, das es als unsinkbar galt, zu
erfahren das neue Land, zu spüren des Todes kalte Hand. Das Schiff sank an
einen Eisberg, die Frau ihren Enkelkindern das Buch mit letzter Kraft gab,
zurück an Bord blieb, damit ihr Platz einen jüngeren Leben Hoffnung gab.
Erreicht New York und wieder zurück in die Heimat, zurück zur Familie,
die erleichtert die kinder wieder aufnahm, die Hoffnung und Erinnerung an die
Oma in einen Buch bewahrten.
Die Erinnerung bewahrend, das Buch immer lesend, ging das Buch in den
nächsten Jahren immer wieder von Hand zu Hand, bis Jahre später in
französischer Hand. Geschrieben das Jahr 1918, ein Krieg fast zuende, mehr als
ein Land in Trümmern, Menschen am Plündern.
Der neue Weg, er führt nach Paris, verkauft an einen Bibliothekar, des
Geldes wegen.
Dort in einer großen Bibliothek zwischen seinesgleichen verbrachte das
Buch gute Zeiten. Aber alles schöne hat mal ein Ende und so 1940 , begann ein
neuer Krieg.
Soldaten fielen in die Bücherei ein, verbrannten alle Bücher, doch das
Buch entkam. In den Händen eines jungen Bibliothekargehilfen, der das Buch
stets gerne gelesen hat.
Er versteckte es bei sich zuhause und weitere Jahre vergingen, das
Schicksal ging weiter seinen Weg. Das Hause wurde Opfer von einen Brand, das
Buch lag sicher in einer metallen Kiste, wo es ein Feuerwehrmann fand. Es war
inzwischen das Jahr 1952 und der Mann nahm das Buch mit in seine Heimat. Ein
Ort mit Namen Bielefeld, wurde das neue Zuhause des Buches. Dort wurde es
durchgelesen und dann auf den Dachboden gegeben. Versteckt unter einen Holzboden, denn das
Alter hatte bestimmt seinen Wert.
Doch der Mann verstarb und das Buch wurde vergessen. Das Haus wechselte
häufig seine Besitzer, doch keiner fand das Buch. Jahr um Jahr verging als ein
Bahnmitarbeiter den Dachboden auszubauen begann. Lose Bretter am Boden wurde n
angehoben und so fand er das Buch und staunte darüber.
Am Bahnhof sprach er einen Buchhändler an, der daraufhin seine Hilfe
anbot. Tage später bekam er das Buch und nahm es mit nach Hause.
Fasziniert blätterte er darin, spürte den Hauch der Jahrzehnte. Er
schrieb einer Frau davon, machte Fotos und zeigte sie ihr.
Ihr Interesse wurde geweckt und sie fragte ihn wie das wäre, wenn man
etwas über das Buch schreiben würde. Er
lächelte und sagte zu, denn Geschichten schrieb er ihr sehr gerne.
Und so schrieb er über das Buch.
Titel?
Natürlich "Das Buch".
Ende
03.07.2012
Nun wünsche ich Euch einen schönen Abend.
Ich bin müüüüde.
Euer
Olli
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Jeder Kommentar ist willkommen, scheut Euch nicht, ich freue mich und beiße auch nicht.:-)