heute mal eine ungewöhnliche Kurzgeschichte.
Ich hatte sie 2006 für meinen Mentor Bernd geschrieben, der uns leider vor einigen Jahren wegen Krebs verlassen hat. Ich verdanke ihm sehr viel.
Inspiration und Vorlage war ein Film: El Diablo.
Damit habe ich mal mein eigentliches Schreibrevier verlassen.
Viel Spaß beim Lesen.
Mandar al Diablo
Chris Fawn lächelte. Zufrieden stand der 26 jährige Engländer auf seinen Boot und starrte aufs Wasser. Hier, unweit vor Santo Domingo sank ein Schiff in einer stürmischen Gewitternacht in den karibischen Gewässern im Jahre 1712. Der Legende nach hatte es einen Schatz von unermesslichen Wert an Bord.
Chris hatte nachgeforscht. Er investierte viel Zeit in die Suche und war nach langer Suche in den Archiven der Staatsbibliothek von London fündig geworden.
Demnach soll im Spätsommer des Jahres 1712 die LA CALMA, eine Galeone, Spanien verlassen haben und zur Karibik aufgebrochen sein. An Bord befand sich laut der Legende ein Inquisitoren Geheimorden der bei der Kirche in Ungnade gefallen war und seine Schätze, erworben durch unrechtmäßige Aneignungen, versuchte in Sicherheit zu bringen. Die Galeone geriet der Legende nach kurz vor Santo Domingo in einen gewaltigen Sturm und sank.
Interessant waren jene Schriften die auf einige merkwürdige Begebenheiten hinwiesen. So soll die Besatzung des Schiffes während der Fahrt durch mysteriöse Vorfälle stark dezimiert worden sein. Doch Chris tat dies als Aberglaube ab, da es keine Überlebenden gegeben haben soll. So konnte über die Vorfälle am Bord logischerweise schlecht berichtet worden sein. Also alles klassischer Seemannsgarn, so wie diese Meeresungeheuer, die im Laufe der Jahrhunderte von Seeleuten angeblich immer wieder gesichtet wurden.
Chris griff zu einer Sauerstoffflasche und überprüfte den Druckausgleich und den Sauerstoffvorrat.
Er erinnerte sich wie er in Santo Domingo Damian Aguado kennen lernte.
Damian Aguados Wissen über versunkene Schiffe war beeindruckend. Auch über die LA CALMA wusste er einiges zu berichten.
Demnach soll das Schiff verflucht gewesen sein und der Untergang eine Folge des Fluches und nicht des Unwetters gewesen sein. Er sprach davon das auf hoher See der Leibhaftige persönlich das Schiff in MANDAR AL DIABLO umgetauft haben soll.
Und das ist der Punkt der Chris störte, denn Damian Aguado machte einen recht sicheren Eindruck und Aberglaube paste nicht in das Bild was er von ihm hatte.
Jedenfalls berichtete Aguado das der Inquisitoren Geheimorden diesen Fluch bei der Flucht von Spanien auf sich lud und an ihm zugrunde ging.
So ein Quatsch, dachte sich Chris, denn der Fluch der Pharaonen an denen die Forscher starben erwies sich auch durch erwiesene Bakterien als erklärbar und einen Fluch kann man nicht erklären. So war seine persönliche Einstellung.
Damian Aguado berichtete außerdem dass das Wrack erstmalig 1947 entdeckt wurde. Taucher fanden es wohl durch Zufall. Damit begann laut Damian eine Reihe von mysteriösen Vorfällen. Taucher, die nie zurückkehrten oder bei Rückkehr den Verstand verloren hatten.
Eine blutige Spur zog sich durch die Geschehnisse um die Galeone.
Alles totaler Blödsinn. Seemannsgarn, was sonst.
Bestimmt wollte Aguado ihn mit solchen Schauermärchen vertreiben um den Schatz selbst abzusahnen. Bestimmt wusste er wo die Galeone lag.
Chris fand schnell den Wohnsitz Aguados, eine herrschaftliche Villa, heraus und brach dort ein. Und tatsächlich fand er bei der Suche eine alte Karte mit einer Markierung mit den Namen MANDAR AL DIABLO.
Chris fotografierte die Karte und nutzte die entwickelten Fotos um den Standort zu ermitteln.
Seine Vermutungen schienen also zu stimmen. Aguado wollte den Schatz für sich.
Chris besorgte sich eine gute Taucherausrüstung und mietete kurz darauf ein Boot.
Er fuhr hinaus und so nahte der große Augenblick. Der Taufgang zur MANDAR AL DIABLO oder LA CALMA, wie auch immer das Schiff heißen sollte..
Chris setzte den Atemschlauch auf und ließ sich ins Wasser fallen. Er spürte ein angenehmes Kribbeln durch seinen Körper gehen als das Wasser über ihm zusammenschlug. Mottels seiner Flossen tauchte er dann rasch tiefer und tiefer.
Um ihn herum schwammen Fische aller Art und er hatte wie bei jeden Tauchgang das Gefühl in einer anderen Welt zu sein.
Er tauchte tiefer und schaltete seine Unterwasserleuchte ein. Schon sehr bald sah er Grund und begann den Boden nach und nach abzusuchen.
Nach längerer Suche begann das Wasser nahc und nach trüber zu werden und schon sehr bald sah er die Umrisse eines Schiffwracks. Chris leuchtete in die Richtung und sein Herz machte einen Sprung. Eine Galeone. Je näher er kam um so sicher wurde er das er es mit DER gesunkenen Galeone zu tun hatte. Je näher er der Galeone kam, umso klarer wurde wieder die Sicht. Er beleuchtete den Bug des Schiffes und erkannte den Namen der Galeone.
MANDAR AL DIABLO.
Damian Aguado war doch kein Spinner, wie es schien.
Chris hatte es geschafft. Er hatte es wirklich geschafft. Bald war er reich! Aufgeregt schwamm er näher, als ihn plötzlich ein starke Strömung erfasste. Es war als wolle ihn das Wasser in alle Richtungen auseinander ziehen. Verzweifellt schlug er um sich, versuchte den Strom zu entrinnen und plötzlich fiel er!
Chris schlug hart auf hölzernen Boden auf und blieb liegen. Dann versuchte Chris sich zu erheben und kippte dabei fast hintenüber, denn er war eigentlich auf den Widerstand durch das Wasser gefasst. Doch das Wasser war weg. Irritiert schaute Chris sich um. Er stand auf den Deck der Galeone. Er staunte. Für fast 300 Jahre unter Wasser war sie verdammt gut erhalten. Die Segel des Schiffes waren zwar eingerollt, aber sie waren da! Und sie sahen sehr gut erhalten aus. Langsam begann ihm das Ganze unheimlich zu werden, denn bis jetzt hatte er auch keine Spuren von Gewalteinwendungen die zum Sinken des Schiffes geführt haben sollen, gefunden. Ds Schiff sah sehr intakt aus. Chris schaute sich weiter um und stockte. Das Wasser war noch da, allerdings lag es wie auf einer Kuppel um das Schiff herum.
Das konnte doch nicht möglich sein! Was hielt das Wasser vom Schiff weg und vor allem wer war dafür verantwortlich?
Seine Neugier und vor allem seine Gier siegten und so beschloß er das Schiff zu erkunden. Er legte seine Sauerstoffflaschen und die Taucherbrille ab. Über eine Tür drang er in das Innere des Schiffes ein und zwar dort wo er die Kapitänskajüte vermutete. Auch der Innenbereich des Schiffes war zu seinem weiteren Erstaunen in einen tadellosen Zustand.
Schnell hatte er die Kapitänskajüte gefunden und schluckte. Das komplette Mobiliar war alles unversehrt. Nichts was auf 300 jährigen Verfall hinwies. Auf den Tisch lagen sogar noch Karten, ebenfalls unversehrt.
Langsam bekam Chris Panik. Er nahm sich vor so schnell wie möglich den Schatz zu finden und dann nichts wie weg. Er drehte sich der Tür wieder zu, um den Raum zu verlassen und erschrak. Im Türrahmen stand eine Gestalt. Sie war komplett schwarz gekleidet. Stiefel die bis zu den Knien gingen, ein großer Umhang mit Gesichtskapuze, welche das Gesicht verbarg und ein alter Conquistador Degen an der Seite.
Chris zuckte zurück als sich die unheimliche Gestalt in seine Richtung in Bewegung setzte und dabei den Degen zog. Voller Panik stolpert Chris rückwärts, als die Gestalt mit den Degen schnell in seine Richtung stieß.
Irgendwie schaffte Chris es auszuweichen und rannte rasch an der Gestalt vorbei um wieder in den Gang zu kommen.
In seiner Panik erwischte er eine hölzerne nTreppe nach unten, statt den Ausgang zum Deck zu nutzen und stand in einen weiteren Gang. Er hörte Schritte, welche sich der Treppe näherten und stieß eine der Türen des Ganges auf. Schnell betrat er den raum und warf die Tür hinter sich zu, drehte einen Schlüssel der im Schloss steckte. Für einen Moment verharrte er und lauschte nach Schritten. Doch es blieb still. Er ließ seinen Blick in den Raum kreisen und began zu staunen.
In diesen Raum stand eine gut 2 Meter große Figur komplett aus Gold. Doch das Staunen wandelte sich schnell in Entsetzen als er sah dass es eine Teufelsfigur war. Und sie sah verdammt echt aus. Die goldenen Augen schienen ihn erbarmungslos anzustarren.
Chris spürte etwas in seinen Rücken und wich instinktiv zur Seite weg. Der Degen seines Verfolgers verfehlte ihn knapp. Chris erschrak. Die Gestalt kam wie ein Geist durch die Tür hindurch.
Chris merkte schnell dass er dieses Mal nicht an seinen Verfolger vorbei kommen würde, denn der Raum war dafür zu klein und die Zeit die Tür aufzuschließen und zu öffenen würde ihm die Gestalt sicherlich nicht geben. Da erblickte er rechts eine weitere Tür und stieß die Tür auf. Der Degen verfehlte ihn erneut als er rasch dirch die Tür flüchtete. Doch dabei verlor er seine Leuchte und befand sich nun in Dunkelheit. Er drehte sich schnell herum doch die Tür schloss sich und verdammte ihn damit zu völliger Dunkelheit.
Die Panik erreichte bei ihm eine neue Dimension als ihm klar wurde dass er in dieser Dunkelheit absolut hilflos war. Noch dazu stank es in diesen Raum bestialisch.
Plötzlich gingen nach und kleine Lichter an und gaben den Raum Licht. Kerzenlichter!
Chris riss vor Entsetzen die Augen auf.
Er befand sich in einen gewaltigen, wohl ehemaligen Lagerraum. Entlang der Wände waren Menschen an die Wand geschlagen. Darunter Inquisitoren, Seeleute, Taucher. Das konnte er an der Kleidung sehr schnell erkennen. Die Körper waren alles andere als verwest sondern im allerbesten Zustand.
Plötzlich wurde sein Körper an eine freie Stelle an den Wänden gerissen. Er spürte wie ihn mehrere Nägel am ganzen Körper durchbohrten und an die Wand festnagelten. Er schlug wild mit dem Kopf hin und her und schrie vor Schmerzen, als die schwarz gekleidete Gestalt plötzlich vor ihm stand. Das letzte was Chris je in seinen Leben sah, war der Degen der gezielt in sein Herz stieß.
Damian Aguado nahm seinen Umhang ab und hang ihn in den Schrank. Vorsichtig platzierte er den Degen neben die alten kniehohen Stiefel, welche schon drin standen. Er schloss die Schranktür und zog sich dann Bermudas an um anschließend auf den Balkon seines sehr herrschaftlichen Hauses zu treten.
Er gönnte sich einen Schluck Wein während in der Ferne langsam die Sonne begann unterzugehen. Zufrieden beobachtete er diese wunderbare Idylle.
Erneut hatte er seine Abmachung des Paktes erfüllt. Er erinnerte sich noch genau als sein Schiff mit seinen Ordensbrüdern damals in See stach. Todkrank war er, hatte nicht mehr lang zu leben, das spürte er.
Gott half ihm nicht und so begann er die große Teufelsfigur um Hilfe zu bitten. In seiner Verzweiflung war ein mensch zu allen bereit. Sie hatten damals den Auftrag von der Kirche bekommen, die Figur auf dem offenen Meer zu versenken um niemanden mehr die Chance zu geben sie zu verehren. Das Böse unerreichbar machen. Sie waren also keinesfalls auf der Flucht gewesen.
Und tatsächlich erhörte die Figur ihn und der Leibhaftige selbst sprach zu ihm.
Er schloss einen Pakt. Er bekam Unsterblichkeit, konnte so seine Krankheit überwinden. Seine Erfüllung des Paktes war es dafür zu sorgen das der Leibhaftige regelmäßig Seelen bekam.
Damian Aguado lächelte. Und das gelang ihm bestens. Er gab dem Leibhaftigen die Seelen der ganzen Besatzung und seiner Ordensbrüder.
In einer Sturmnacht wurde das Schiff dann vom Leibhaftigen sanft auf den Grund gesetzt. Seitdem lag es dort, umgeben von einer schützenden Aura, welche das Wasser von den Schiff fernhielt.
Damian Aguado ging an Land und begann dann nach und nach Gerüchte und Legenden über die LA CALMA, oder auch die MANDAR AL DIABLO, wie sie nun hieß, zu streuen. Gerüchte um einen Schatz der von Flüchtenden Geistlichen auf der Flucht vor der Kirche in Sicherheit gebracht wurde. Er musste zugeben das hatte er von der Tempelrittersaga abgeguckt, aber es zeigte Wirkung.
Es war doch erstaunlich wie gierig Menschen sein konnten. Merkwürdiger Weise bissen die Leute vor allem dann an, wenn man ihnen noch die schaurigsten Märchen dazu dichtete. Keine Gefahr, kein echter Schatz, so seine Opfer immer wieder. Menschen können manchmal eine interessante Mischung aus Naivität, Gier und Neugier haben. Das hatte dieser Chris Fawn bestens bewiesen.
Damian Aguado trank sein Glas aus und lachte.
Er musste daran denken was ironischerweise der Name des Schiffes bedeutet.
MANDAR AL DIABLO heißt nichts anderes als ZUM TEUFEL SCHICKEN!
Und genau das tat er. Mit besten Gewissen.
Ende
Eine richtig interessante Geschichte, Wyvern :)
AntwortenLöschenDen Stoff kann man sich wirklich gut auch als Film vorstellen.
Vielen Dank für die spannende Lektüre.
Beste Grüße,
Lucia
Lieben Dank, Lucia.
LöschenFreut mich das es Dir gefallen hat. :-)